Allgemein

Seelengefängnis

Wenn die Liebe die Grundlage von Allem ist, warum tun wir uns so unendlich schwer, sie in unserem Leben zu halten? Warum verschließen wir uns oft besonders den Mensch am meisten, die uns nahe sind? Warum sind die Momente tiefer, bedingungsloser Liebe dass, was unser Leben erst lebendig, hell und glücklich macht und doch ist dieser Lichtstrahl schon im nächsten Augenblick von einer dunklen Wolke verdeckt? Umso bewusster ich diese Momente erlebe, in denen tiefe Liebe jede Faser meines Seins durchdringt desto grösser ist meine Verzweiflung, wenn die Liebe gerade wieder mit Abwesenheit glänzt.

Wenn ich es dann in meinem Frust und meiner Selbstverurteilung über meine Begabung, mich selbst immer wieder rauszuschießen aus dem Liebesfluss endlich schaffe, in Ruhe zu mir selbst zu kommen, mich zu fühlen mit all dem was gerade ist, erlebe ich oft ein völlig verängstigtes kleines Kind. Manchmal auch die bockige Variante davon oder das mit den Füßen auf den Boden stampfende Exemplar. Auf jeden Fall führt mich mein kurzes Innehalten fast immer an ein Kindheitstrauma, an einen Schmerz, der damals übermächtig war. Und den Beschluss, den dieses Kind irgendwann einmal gefasst hat, dass niemals, niemals wieder jemand so nahe sein darf, dass es weh tut.

Wenn ich weiter schaue, wird mir bewusst, dass auch all die Verletzungen der letzten Jahre in Freundschaften und auch gerade in Partnerschaften meinen Beschluss oft nur bekräftigt haben, auf jeden Fall für mehr Sicherheit zu sorgen. Leider ist diese Sicherheit eine Illusion, sie ist auf Pump gekauft und der Preis ist die Lebendigkeit, die Hingabe, die Verbundenheit, das Mitgefühl und vor allem, die Einkerkeung unserer Lebensenergie.

 

Der Kerker ohne Schloß

Ich hatte in diesen Phasen der inneren Blockade, die sich fast wie eine Lähmung auf der Gefühlsebene anfühlt immer ein Bild: wie ich in einem dunklen Keller sitze, neben mir, über mir, draußen, um mich herum, findet das Leben statt und ich traue mich nicht raus. Die Tür ist offen, ein Lichtstrahl scheint herein, wie um mich anzulocken, mir Wärme und Schutz zu schenken, und doch traue ich mich nicht, bleibe ich lieber länger in der vermeintlichen Sicherheit des dunklen, kalten Lochs als mich raus zu wagen, ohne zu wissen, was an der nächsten Ecke lauert.

Also begann ich, mich mit diesem Bild in seiner Essenz auseinander zusetzen. Welche Sehnsucht lässt mich dort versauern? Ich wünsche mir einen geschützten Raum, eine Abgrenzung, die ich dort finde. Welche Gefühle tragen mich in meinem selbstgewählten Kerker? Vor allen anderen ragte das Gefühl des Getrenntseins, des am Rand Stehens, des Außenseiters heraus – eine Rolle, die ich seit meiner Kindheit unbewusst in den abgefahrensten Varianten immer und immer wieder wähle – bis heute. Welche Sehnsüchte begleiten mich, wenn ich an „da draußen“ denke? Als erstes sehne ich mich danach, ein Teil von etwas zu sein, dazu zu gehören. Freiheit kommt auch ins Spiel, Lebendigkeit, Gemeinschaft. Es ist eine Sehnsucht nach Nähe und Wärme, nach Geborgenheit und Zugehörigkeit, nach Familie, nach bunten Farben und Ausgelassenheit, nach Anerkennung und verspielter Kindlichkeit, danach mich selbst endlich zeigen zu können – ohne Angst.

 

Wie das sich Innere im Außen manifestiert

Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass meine jetzige Lebenssituation in Teilen eine Manifestation dieses Bildes, was sich da immer wieder vor meinem inneren Augen zeigte, war. Dass all mein Hadern der letzten Monaten damit, an einem Ort zu wohnen, an dem ich mich nicht zu Hause fühle, umgeben von Menschen, mit denen ich nur oberflächlichen Kontakt habe, ziemlich weit weg von der großen, spannenden Stadt, aber auch weit genug entfernt von der von mir geliebten absolut ländlichen Gegend, nur eine Auseinandersetzung im Außen ist mit dem, was in meinem Inneren abläuft. Ein echtes Puzzlestück. Doch was will es mir sagen? Öffne dich endlich, lass dein Herz sprechen, mach dich Verletzlich, wie oft habe ich diese Sätze schon wie den Rosenkranz runter gebetet, leider hats nie wirklich geknallt.

Der Schlüssel liegt für mich darin, da, wo ich mich gerade befinde, in der Manifestation meiner Ängste und ungelebten Sehnsüchte, die ersten Schritte „vor die Tür“ zu wagen. Jeder Versuch, meine Wohnsituation krampfhaft ändern zu wollen, wird genauso scheitern wie die diversen mantraartigen Versuche der Selbstsuggestion, in denen ich mit sämtlicher Überredungskunst und Druck den Weg zu meinem Herzen freibomben wollte. Der erste Schritt ist tatsächlich ein sehr subtiler, es geht darum, meine Sehnsüchte einfach nur freizulegen. Sie zu benennen. Sie zu fühlen. Auch den Mangel zu fühlen. Ihn zu benennen. Im zu erlauben, da zu sein, auch wenn wir Mangel als unangenehm finden und so vehement im Außen bekämpfen. Zeigt er sich im Außen, ist er in uns. Und er will da sein dürfen.

 

Loslaufen dort, wo wir gerade sind

Der zweite Schritt ist mit ein wenig Mut verbunden, so, als wenn die kleine Kellermaus mal ganz vorsichtig ihre Pfoten in Richtung Lichtstrahl setzt – und er liegt darin, dass was ist, als den Übungsraum anzunehmen, um mich zu öffnen – weg von dem üblichen „…wenn…., dann……“ – jetzt, an diesem Punkt meines Lebens loszulaufen. Mich in kleinen Schritten raus zu wagen aus meiner Festung – ganz bewusst. Es mag ein tiefer Blick in die Augen meines Kindes sein, vielleicht ein aufmerksameres Zuhören ihres Gebrabbels, es mag die Entscheidung sein, meinen Partner ganz offen an dem teilhaben zu lassen, was ich sonst so gerne vor ihm versteckte, vielleicht ist es aber auch nur eine ganz innige Umarmung, die ich sonst lieber ausgelassen habe in meiner gefühlsmäßigen Lähmung. Wild und hemmungslos durch die Wohnung zu tanzen, wenn der Impuls dazu kommt, Peter Pan zu spielen, auch wenn man irgendwann den Überblick über all die Feen verliert, die man dabei so erfindet. Für jeden werden es andere Dinge sein, sich im Alltag ein klein wenig mehr zu öffnen. Jede Öffnung bringt uns der Liebe ein Stück näher. Die Essenzen unserer Sehnsüchte spielen dabei eine große Rolle – dieser gefühlte Extrakt von Verbundenheit, Lebendigkeit, Geborgenheit und Freundschaft geben mit den Mut, sie auch zu leben – im Miniformat, jeden Tag ein bisschen mehr.

Ich habe mir solange den Kopf zerbrochen, warum ich meine Wohnsituation nicht ändern kann, obwohl ich doch so einiges an Zeit und Mühe darin investiert habe. Genauso wie ich mich nicht damit abfinden will, dass ich immer wieder aus der Liebe rausfalle, mich abgetrennt und außen vor fühle. Dabei ist die Antwort mal wieder beeindruckend simpel – wie im Außen so im Inneren. In dem Maße, in dem ich meinen ungelebten Sehnsüchten den Raum gebe, sich zu zeigen, gesehen und integriert zu werden, in meinem ganz eigenen Tempo, fühle ich Liebe, fühle ich mich lebendig und frei. Die Veränderung im Außen ist mir sicher.

 

Bilder:

Umarmung: Some rights reserved by maywaskind

Gefängnis: Some rights reserved by ABN2

 

 

 

10 Comments

  • Alina

    Vielen lieben Dank für Deinen

    Vielen lieben Dank für Deinen Seelenbalsam!

    Ja jede Öffnung bringt uns näher an die Liebe! Aus jedem Verschließen lernen wir etwas über uns selbst und sind herausgefordert und zu zeigen. Ich erkenne mich so sehr in dem was du schreibst und freu mich darüber das nun hier zu lesen.

    Herzliche Grüße! Alina

  • Ronald

    Ehrliches Teilen

    Liebe Jasmin,

    danke für deinen offenen und ehrlichen Bericht. Es ist schön, solche Menschen wie dich zu kennen, die die Wahrheit suchen und den Dingen auf den Grund gehen, ohne in Leugnung oder in Tarnkappen durchs Leben zu gehen. Ich kenne dich ja nun auch live, aber auch da ist die Isolation und Fremdheit zu spüren. Mir geht es ja genauso wie Dir. Im Alltag und in der direkten Begegnung ist das gleich viel schwieriger. Da hat das nochmal ein anderes Kaliber. Es scheint mir wichtig, aus dem Keller herauszukommen, trotz der Angst und der Scham, die uns unten halten will. 

    Ich kenne das mit dem Keller auch. Ich habe als Kind tatsächlich in diesem Keller gesessen. Ich habe mich dort manchmal in der hintersten Ecke versteckt. Es war dort dreckig und voller Spinnweben. Ich weiß nicht mehr, warum ich das gemacht habe. Ich kann es vermuten. Warum macht ein Kind das?

    Im Alltag ist oft wenig Zeit und Gelegenheit, in die Tiefe zu gehen. Man arbeitet und ist pragmatisch unterwegs. Aber manchmal, wenn wir an unsere Gefühle kommen, können wir den Schmerz spüren, der aus den alten Verletzungen noch da ist. Und ja: ich glaube, wir alle streben nach Verbundenheit, nach Nähe und Liebe. Ich jedenfalls. Und Du.

    Wir sind auf dem Weg. Genau. Es ist eine Reise in die Genesung, eine Reise nach Innen zu uns.

    Anbei kopiere ich Dir noch einen Text rein, aus dem Meditationsbuch von Narcotics Anonymous. Es ist das ehrliche Teilen, was uns in die Intimität bringt. Schön, dass Du und David das hier in Eurem Blog tut.

    __________________________

    NUR FÜR HEUTE vom 30. November:

    “Mit anderen zu teilen schützt davor, uns isoliert und allein zu fühlen.”

    Nähe bedeutet, unsere tiefsten Gedanken und Gefühle mit einem anderen Menschen zu teilen. Viele von uns sehnen sich nach der Wärme und Freundschaft, die aus Nähe entsteht, aber es gibt sie nicht ohne Bemühen. In unserer Sucht haben wir gelernt, uns von anderen abzugrenzen, damit sie nicht unser Drogennehmen bedrohten. In Genesung lernen wir, wie wir anderen vertrauen können. Für Nähe müssen wir unsere Mauern abbauen. Um die Verbundenheit zu erleben, die durch Nähe entsteht, müssen wir anderen erlauben, uns nahe zu kommen – unserem wahren Ich.

    Wenn wir unser Innerstes mit anderen teilen wollen, müssen wir zuerst eine Ahnung davon haben, wie unser Innerstes tatsächlich aussieht. Wir untersuchen regelmäßig unser Leben, um herauszufinden, wer wir wirklich sind, was wir wirklich wollen und was wir wirklich fühlen. Dann müssen wir auf der Grundlage unserer regelmäßigen Inventuren von uns selbst – so vollständig und beständig ehrlich mit unseren Freundinnen und Freunden sein, wie wir können.

    Nähe ist ein Teil des Lebens und deshalb auch ein Teil des cleanen Lebens. Und Nähe hat, wie alles in Genesung , ihren Preis. Die gewissenhafte Selbstprüfung – als die Voraussetzung für Nähe kann harte Arbeit bedeuten. Die völlige Ehrlichkeit der Nähe bringt oft ihre eigenen Schwierigkeiten mit sich. Aber die Freiheit von Isolation und Einsamkeit, die wir durch Nähe bekommen, ist diese Mühen sehr wohl wert.

    __________________________
    Nur für Heute: Ich suche die Freiheit von Isolation und Einsamkeit. Diese Freiheit entsteht durch Nähe. Heute werde ich “mein wahres Ich” kennenlernen, indem ich eine persönliche Inventur mache, und ich werde üben, mit einem anderen Menschen völlig ehrlich zu sein. 

     

  • Holger

    Liebeslied
    Wie soll ich meine

    Liebeslied

    Wie soll ich meine Seele halten, daß
    sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
    hinheben über dich zu andern Dingen?
    Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
    Verlorenem im Dunkel unterbringen
    an einer fremden stillen Stelle, die
    nicht weiterschwingt,wenn deineTiefen schwingen.
    Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
    nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
    der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
    Auf welches Instrument sind wir gespannt?
    Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
    O süßes Lied.

    (Rainer Maria Rilke)

     

    beim lesen deiner Zeilen kam mir dieses Gedicht in den Sinn –  und Sie haben mich inspiriert meinen Gefühlen nachzugehen. Da ist Traurigkeit und  die Sehnsucht nach einer tiefen Annahme und Geborgenheit.  Die Umarmung ist ein schöner Ausdruck darfür.

    Danke!

    Holger

     

    • Jasmin

      Geborgenheit

      Lieber Holger, 

      vielen Dank für das Teilen dieses Gedichts, auch in mir hat es eine verschüttete Sehnsucht nach Gehaltenwerden ausgelöst. Danke!

       

      Jasmin

  • Mel

    Umarme dich

    Liebe Jasmin,

     

    es ist wunderschön diesen Text zu lesen. Deine Worte spiegeln eben das wider, was sich gerade transformiert: vom Gefühl der Isolisation zur Verbundenheit. Du hast den Text am 22.11. gebloggt. Hat sich seit dem etwas verändert? Das würde mich interessieren.

    Ich habe mit einer ähnlichen Thematik zu kämpfen gehabt. Die hat sich innerhalb der letzten 2 Wochen in extremster Geschwindigkeit gelöst. Aussen war, meiner Meinung nach, nicht so wie innen, also musste sich das Aussen ändern. Ich wollte jedoch das Gefängnis zwanghaft aufrecht erhalten. Aber ich war plötzlich "gezwungen" diesen Zwanges loszulassen, sonst hätte es keine Veränderung geben können. Ich bin sehr froh, mich dafür entschieden zu haben.

    Ich ließ alles einfach raus, mitten auf der Arbeit vor meinen Kollegen brach ich heulend zusammen. Mehr Blöße hätte ich mir nach meinem früheren Weltbild nicht geben können. Dieser Zusammenbruch hat alles verändert: seit ein paar Tagen bin ich frei von meinem Gefängnis, in dem ich mich solange gefangen hielt. Plötzlich erhielt ich unglaublich viel Schokolade, Briefe, Blumen und viele liebe Worte, die mein Herz berührt haben. Ich spüre seit dem wie sehr wir alle verbunden sind und eine tiefe Dankbarkeit hat sich eingestellt. Und da hatte ich plötzlich diesen Traum: umarme auch deine ungeliebten Teile war die Botschaft! Einfach nur hinsehen, sich damit auseinandersetzen (den Teil einfach mal anhören) und dann in Liebe umarmen. Das ist Transformation.

    Ich wünsche dir liebe Jasmin und natürlich auch allen Lesern, dass ihr alles Dunkle, Schwierige und Starre genauso umarmen könnt, wie das Lichtvolle!

    Shine your LIGHT!

    Eure Mel

    • Jasmin

      Der erste Schritt liegt immer bei dir

      Liebe Mel,

      DANKE! Das du dein Erleben mit mir und uns teilst. Auch bei mir hat sich echt viel gewandelt die letzten Wochen. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie, spüre ich tagtäglich mehr eine tiefe Verbundenheit. Ausgelöst durch die simple Erkenntnis, da ICH loslaufen muss, dass ICH umarmen muss, wenn ich mich nach Umarmung sehne usw. Seitdem tue ich im Kontakt zu meinem Umfeld immer genau das, wonach ich mich gerade am meisten sehne. Ich werde gleich noch was dazu schreiben im Forum.

      Alles Liebe für Dich!

       

      Jasmin

       

  • maisfrau

    Danke

    Liebe Jasmin,

    danke! Dieser Text sagt gerade genau das Richtige für mich…. 

    ich kenne diese inneren Keller auch zu Genüge… und ich sehe sie auch in meinem Umfeld und verzweifele oft daran.. Dabei ist es ja genau wie du sagst: wie innen, so außen!

    Witzigerweise habe ich sogar denselben Konflikt mit der Wohnsituation wie du! Seit Jahren… und auch ich wollte immer krampfhaft, dass sich etwas ändert. Seit 2012 hat sich zum Glück schon etwas getan und ich wohne nun ruhiger, mehr am Rand. Aber gerade dieser 'Rand' ist auch wieder symbolisch. Der Weg geht dabei auch für mich übers Akzeptieren und offen bleiben für das, was sich ausdrücken will. Und ich entdecke besonders seit 2013 eine ganze Menge, was sich sogar über dieses Abseits hinaus ausdrücken will! Gerade kommt mir dazu das Bild einer Pflanze, die ja auch von unten nach oben wächst….vom Dunklen, ins Licht.

    Seit ein paar Tagen laufen alle meine Beziehungen und Freundschaften rund! Da ist eine regelrechte Lawine in Gang getreten worden und ich kann beobachten, wie sich alles zunehmend transformiert. Und wie stauseeartig immer neue Traumta, Ängste und Verletzungen hochgetreten werden. Das löst einen ziemlich großen Wirbel aus und so gut wie alle Beziehungen formieren sich gerade total neu. Dabei erlebe ich gleichzeitig auch dieses neue Gefühl von Verbundenheit, das du auch ansprichst. Das ist schon etwas scary für jemand, der die Sicherheit der Abgetrenntheit besser kannte als sonst etwas! 

    Mehr und mehr wird mir bewusst, wie schwer es mir fällt, Schwäche zu zeigen und einzugestehen….. vor der Welt, vor mir selber, vor meinem eigenen Schicksal.

    Oft erfinde ich mir lieber noch schnell irgendeinen Strohhalm, damit ich diese Schwäche und Verletzbarkeit nicht der Welt zeigen muss… dieser Strohhalm rettet jedoch nicht wirklich. 

    In Bezug auf Beziehungen fällt mir auf, dass auch wenn ich mich vor manchen ganz berührbar und authentisch zeige, dies keine Wandlung bringt. Sie wählen weiterhin ihren eigenen Keller, in dem ich nicht vorkomme. Das ist manchmal sehr verletzend, schöner wäre natürlich eine positive Resonanz, aber auch dies gehört gerade wieder sehr zur Lernaufgabe: den anderen so zu nehmen wie er ist und dennoch mein eigenes Herz zu beachten und ihm zu folgen.

    In den letzten Wochen komme ich kaum zum Atmen wegen der immensen Geschwindigkeit dieser Prozesse und all der Energien, die um uns und in uns herumwirbeln. Dennoch genieße ich jede Sekunde davon, weil sich das alles so unheimlich heilsam anfühlt.

    Ich bin so gespannt auf das was sich neu aus all den geheilten Herzensrissen und Seelengefängnissen formieren wird. Es steht uns allen wirklich eine neue Zeit bevor! 🙂

    Ganz lieben Dank euch nochmal an der Stelle für diese Seite. Es ist schön von allen zu lesen, die hier ihre Erfahrungen teilen… 

    Alles Liebe,

    maisfrau

     

    • Jasmin

      alles macht neu….

      Liebe Maisfrau,

      mir geht es gerade ähnlich, wie Dir – irgendwie habe ich das Gefühl, die Ereignisse überschlagen sich, völlig neue Energien halten Einzug und trotzdem es sich manchmal anfühlt, wie eine Waschmaschine im Schleudergang, habe ich seit ein paar Tagen einen Frieden in mir, den ich bisher nicht kennengelernt habe.

      Gerade in der Wohnsituation sehe ich mehr und mehr die Symbolik dahiner, und es ist absolut spannend, zu entschlüsseln, wie sich das Innere bis ins kleinste Detail manifestiert hat.

      Was Du in Bezug auf Beziehungen schreibt, diesen Prozess habe ich vor einiger Zeit auch durchlebt – du zeigst dich deinem Gegenüber völlig offen, machst dich nackt und verletzlich und auf der anderen Seite sind weiterhin meterhohe energetische Wände. So manches Mal hat mich das traurig und verzweifelt gemacht. Ich habe aber erlebt, dass jeder Mensch, den ich in meiner Nähe habe, eine bestimmte Aufgabe hat, etwas sichtbar zu machen, mir zu helfen, etwas mehr über mich zu erfahren. Auch und gerade die Personen, die sich nicht öffnen, haben mir viel über mich gezeigt, insbesondere wenn ich auf die Gefühle geachtet habe, die durch ihre Dichtheit in mir ausgelöst wurden. Wann immer ich gelernt habe, was ich lernen sollte, sind diese Menschen gegangen, man hat sich aus den Augen verloren oder es trat eine so lang ersehnte Nähe ein.

      Ich freue mich total, dass ich nicht die Einzige bin, die das Gefühl hat, neue Energien zu spüren, die sich mitreissen läßt hin zu etwas ganz Neuem. Ich geniesse die Zeit gerade auch sehr, und ich habe jeden Tag mehr das Gefühl, all den alten Kram loslassen zu können, mit dem ich mir sooft selbst im Weg stand.

      Eine schöne Zeit für Dich!

      Jasmin

       

       

  • Sabine F.

    Danke für die Türöffnung

    Liebe Jasmin,

    ich habe mich ein wenig bei euch umgesehen. Es fühlt sich bei euch sehr gut an und ich lese sehr gern eure Texte, die so herrlich "bebildert" sind. Ich selbst kann mich auch am besten darüber ausdrücken.

    Dein Beitrag oben hat mir einen dicken Vorhang beiseite gezogen. Ich war und bin auch mein Leben lang die, die anders ist, die Außenseiterin, die komische Sachen im Kopf hat. Und Letzteres habe ich wohl meiner Hochsensibilität zu verdanken, die ich inzwischen als Geschenk annehmen kann.

    Ich befinde mich, wie du zum oben genannten Zeitpunkt, ebenfalls seit Jahren in einer unangenehmen Wohnsituation, aus der ich bisher nicht heraus gekommen bin. Nun weiß ich durch deinen Artikel, dass das auch schwer möglich ist, wenn man sein Innerstes vor der Außenwelt abschirmen und nicht heraus kommen will. Das trifft den Nagel bei mir auf den Kopf.

    Das liegt zum Teil daran, dass ich müde bin, mich mit Menschen zu unterhalten, die keine Ahnung haben wovon ich rede und mir auch nicht folgen können/wollen. Smalltalk ist das, was ich nicht über längere Zeit ertragen kann. Und in den meisten Begegnungen, die ich habe, dreht es sich genau darum oder aber, es wird mir eine Theaterrolle präsentiert, die ich wegen meiner Hochsensibilität nach kürzester Zeit wahrnehme. Es ist schwer raus zu gehen. Wenn ich mich mit meiner inneren Gabe zeige, meidet man mich, weil selten jemand wirklich hinter seiner Maske erkannt werden will. Wenn ich es nicht tue, spiele ICH einne Rolle. Ich habe die Brücke hierzu noch nicht gefunden. Vielleicht habt ihr einen Gedanken dazu.

    Was mir ganz sicher im Wege steht, ist mein Misstrauen anderen Menschen gegenüber. Meine Wunden aus den vergangenen Jahrzehnten sind noch lange nicht geheilt. Aber ich arbeite sehr entschlossen daran. Die Angst vor weiteren Verletzungen ist jedoch enorm. Ich habe meinen Kellerausgang noch nicht gefunden, sehne mich jedoch nach ehrlichen Begegnungen, ehrlicher Umarmung und Annahme. Manchmal bin ich es leid, immer stark sein zu müssen. Es fehlt jedoch an Gelegenheit mich fallen zu lassen. Da hilft mir auch alles "Wissen" um die Hintergründe wenig.

    Liebe Grüße!

    Sabine

    • Mana

      Liebe Sabine,
      ich kann mit

      Liebe Sabine,

      ich kann mit dir mitfühlen und erkenne mich sehr stark wieder! Auch ich tendiere dazu mich vor anderen zu verschließen, weil ich das Gefühl habe, dass diese zu viel von mir wollen und mir fast zu nahe treten. Manchmal fühlt es sich an, als ob sie meine gesamte Energie aussaugen  und ich sehr viel Ruhe und Stille benötige um mich wieder aufzuladen. Auch da steht mir, wie du erwähnst, meine Hypersensibilität im Weg und ich habe oft den Eindruck hinter die Masken blicken zu können und somit kein wirkliches Interesse am Smalltalk zu haben. Ich hab mich seit 2-3 Jahren von meiner Umwelt sehr stark zurückgezogen und weiß aber leider noch nicht, wie ich den Spagat zwischen dem Gefühlnach Gemeinschaft und dem Bedürfnis einer ständigen emotionalen Abgrenzung schaffen kann. Weiß jemand Rat?

      LG-Mana