Die Hingabe an den Urschmerz
Einer der größten Herausforderungen, die ich gerade durchlebe, ist die Konfrontation mit meinem Urschmerz. Oft wurde ich in meinem Leben schon mit diesem überwältigen Gefühl der Leere, der Verlorenheit und der Getrenntheit konfrontiert, aber bisher bin ich immer weggelaufen, habe mich betäubt, habe mich auf die verschiedensten Arten geweigert, diesen Schmerz zuzulassen, weil er so überwältigend ist, dass es sich anfühlt, als würde man sterben. Wieder und wieder kam dieser Schmerz zu mir, um angesehen zu werden, um endlich gefühlt zu werden und jedes Mal türmte sich ein Gebirge an Widerständen in mir auf.
Mit zunehmendem Bewusstsein erkannte ich in den kleineren Dingen im Leben, dass wirkliche Heilung und Annahme nur geschieht, wenn wir mitten durch gehen. In der Auseinandersetzung mit „kleineren“ Emotionen gelang es mir immer besser, meine Widerstände zu entlarven und sie Stück für Stück beiseite zu räumen. Aber immer, wenn ich an die Grenze zu meinem Urschmerz kam, wurde es in mir so unerträglich, dass ich mich nur noch schützen wollte. Mauern, die ich längst eingerissen glaubte, bauten sich in Sekunden wieder auf, Projektionen, die ich längst dachte, nicht mehr zu benötigen, wurden wieder installiert und der Fluchtimpuls aus der schmerzauslösenden Situation wurde immer vehementer. Ich fühlte mich mehr und mehr, als würde ich an einem Abgrund stehen, der direkt in ein schwarzes Loch mündete.
Als ich schon dachte, ich würde auch diesmal wieder scheitern, gab es eine Instanz in mir, die beschloss, mich zu öffnen, einen Impuls, der mich aufforderte, endlich loszulassen, zu springen, hinweg über diesen Abgrund. Mich mir selber und dem, was da so überaus eindringlich nach Erhörung schrie, hinzugeben.Es fühlte sich für mich tatsächlich an, als ob ein Stück von mir sterben würde, wenn ich diesen Schmerz dieses Mal zulasse. Ich hatte körperliche Symptome, die von Gelähmtheit, Überlkeit bis hin zu übergrosser Panik reichten, ausglöst durch die jahrelang manifestierten Widerstände gegen das Fühlen dieses überwaltigenden Schmerzes. Gefühlte Tage kämpften in mir das übermächtige Bedürfnis, diesen Schmerz zu kontrollieren, ihn wieder zu verbannen, dorthin wo er schon so lange schmorte mit der Gewissheit, das ich immer wieder damit konfrontiert werden würde, bis ich endlich beginne, loszulassen. Mit der bewussten Entscheidung, diesmal nicht auszuweichen, geschahen etwas für mich völlig Überraschendes. Ich öffnete dem Schmerz zum ersten Mal mein Herz, erst zaghaft und das entschlossener.
Trotz all der Ängste und dem dumpfen Gefühl des Wahnsinns zeigte sich mehr und mehr auch ein tiefer Frieden, eine Ruhe, die ich dort niemals vermutet hätte. Es kamen Bilder aus meiner Kindheit, Erinnerungen an einen Schmerz, der zumindest in diesem Leben, genau dort seinen Anfang nahm. Ich konnte fühlen, dass dieser Schmerz seine Wurzeln in der traumatischen Trennung von der bedingungslosen Mutterliebe, in dem Verlust der tiefen Geborgenheit, die wir in den ersten Jahren im Idealfall von unserer Mutter bekommen, liegt. Ich konnte fühlen, in welch bodenlose Tiefe ich damals, als hilfloses Kind gefallen bin, als ich von dieser Mutterliebe getrennt wurde – ohne eine Alternative an Halt und Liebe im mir geschaffen zu haben.
Ich denke, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft diese traumatische Trennung von der bedingungslosen Mutterliebe mit sich herum tragen. Wenn wir dem Kleinkindalter entwachsen und durch Institutionen wie Kindergarten und Schule unsanft und oft ohne Vorbereitung von unseren Müttern getrennt werden, entsteht ein übergroßes Vakuum – ganz schweigen von anderen, weitgehenderen traumatischen Kindheitserlebnissen. Die natürliche Entwicklung des Kindes sieht es vor, das die notwendige Ablösung von der Mutter einhergeht mit einer immer stärker werdenden Verbindung zu Gaia, unserer Mutter Erde, die es uns schlussendlich ermöglicht, voller Vertrauen und Halt in uns selbst in unser Leben zu treten. Leider ist es unter den gesellschaftlichen Bedingungen und Anforderungen, die unser Leben bestimmen, so gut wie unmöglich, dass dieser Übergang reibungslos erfolgt, meist vollzieht er sich gar nicht. Weg von dem nährenden und wärmenden Mutterschoß wurden wir oftmals viel zu früh in eine Welt der Konkurrenz und der Anpassung geschmissen, die uns oft nur dadurch gelang, dass wir uns von unserer Gefühlswelt mehr und mehr distanzierten. Zurück blieb ein Gefühl undefinierbarer Leere und des Verlusts sowie die zunehmende Sucht, diese Leere im Außen wieder zu füllen.
Im weiteren Verlauf meines Prozesses konnte ich weiter fühlen. Ich erkannte, dass diese schmerzvolle Trennung von der Mutter nur ein Symbol für die Trennung der Seele von dem Meer der universellen unendlichen Liebe, des grenzenlosen Friedens und der Geborgenheit des großen Ganzen war. Das dieser Schmerz entstand, als sich die Seele entschieden hat, in die Dualität einzutreten, zu inkarnieren und in das menschliche Drama einzutreten. All das wurde begleitet von einem starken Mitgefühl für das kleine Kind in mir, das sich so lange so unendlich alleine und verloren gefühlt hat. Zum ersten Mal erlebte ich, dass ich diesem Gefühl nicht hilflos ausgeliefert bin, wie ich so lange an nahm, sondern das in meinem Inneren alles vorhanden ist, um mir nun selbst diese solange im Außen erfolglos gesuchte Liebe und Geborgenheit zu geben. Das ich mich selbst an die Hand nehmen kann, mich voller Mitgefühl und Annahme, voller Verständnis umarmen kann, um mir die Wärme und die Geborgenheit zu geben, nach der ich mich, so lange ich denken und fühlen kann, sehnte. Für mich war das eine der umwälzendsten Erfahrungen meines bisherigen menschlichen Daseins, zu erleben, dass die Abhängigkeit vom Außen eine der größten Illusionen ist, die wir uns erschaffen. Das wir all das in uns tragen, nach dem wir uns voller Sehnsucht verzehren. Und zumindest für mich habe ich erkennen dürfen, dass dieser Weg nicht darüber geht, von einem anderen Menschen geliebt zu werden, wie ich so lange immer dachte, sondern das sich dieses warme Licht der Liebe direkt hinter meinem größten Schmerz verbirgt, den ich so viele Jahre wie ein Monster gefürchtet habe, verdammt und weggeschlossen habe.
Meine Erfahrung möchte ich deshalb teilen, um Mut zu machen. Mut, zu fühlen. Mut, nicht mehr wegzurennen. Mut, endlich die Mauern nicht mehr entstehen zu lassen, die uns dicht machen, in uns immer wieder das Gefühl des Getrenntseins und der Verlorenheit reproduzieren. Mut, sich all dem Schmerz hinzugeben, ihn zuzulassen. All die Bilder, die unsere Ängste malen, um sich vor dem Fühlen unseres Urschmerzes zu schützen, treffen nicht zu. Sie sind Illusionen, Hirngespinste. Weil sich in Wirklichkeit dahinter unsere tiefste Liebe verbirgt. Das Gefühl, zu Sterben, wenn ich mich öffne, ist trotzdem real. Es sterben stückchenweise unsere alten Vorstellungen und Glaubenssätze. Sie machen Platz dafür, dass wir uns selbst in kleinen Schritten näher kommen, unserer Liebe und unserer Ganzheit. Und dieser Prozess ist lebenslang.
Bilder: Mutter Some rights reserved by lachicaphoto; Abgrund Some rights reserved by
13 Comments
Petra
Schmerz
Oh je, deine Worte sprechen genau aus, was ich vor mir sehe: immer die gleiche Misere in Beziehungen und dann deren schmerzhaftes Ende. Jedes Mal denke ich, ich überlebe das nicht und stürze mich Hals über Kopf in die nächste Beziehung. Nur um den Schmerz nicht aushalten zu müssen! Das war mir bisher natürrlich nicht klar, sondern hat sich immer "zufällig so ergeben".
Ich habe über Ostern ein wenig Zeit für mich. Mal sehen, wie weit ich mich traue, deinem Beispiel zu folgen und meinen Schmerz zu fühlen. Denn das dies notwendig ist, weiss ich schon ein paar Wochen.
Danke für diesen Text!
maisfrau
Hingabe
Hallo Jasmin
ich möchte dir sehr für den Text danken. Dieser Urschmerz begleitet auch mich ausgelöst durch eine alles von Grund auf verändernde Beziehung nun fast täglich- und er ist zugleich größtes Glück und Unglück!
Ich war noch nicht so mutig und habe mich ihm ganz hingegeben und geöffnet, aber ich komme diesem Punkt mit jedem Tag näher und spür jetzt schon eine massive körperlich-energetische Veränderung… wie eine innerliche Reinigung in Berührung mit diesem tiefsten Schmerz…
Du machst mit deinen Worten (bes. mit den letzten Absätzen) in der Tat Mut, weiterzugehen!
Vielen Dank und Alles Liebe!
Jasmin
transformierende Beziehung
Liebe Maisfrau,
ich weiß, wovon Du sprichst. Auch ich erlebe weiterhin eine krasse Konfrontation mit diesem tiefen Schmerz innerhalb meiner Beziehung. Oft bin ich an meinen Schmerz in Beziehungen gekommen, aber immer in Form von Projektionen oder anderen Vermeidungen vor dem Fühlen und Annehmen geflüchtet. Auch diesmal werden meine Schmerzpunkte aktiviert und doch spüre ich die innere Bereichtschaft, hinzufühlen, in den Schmerz einzutauchen, den Fluchtimpuls zu überwinden und damit die Tore für ein völlig neues Erleben meines Selbst zu öffnen. Erst wenn wir die alten Muster im Umgang mit Schmerz und negativen Emotionen loslassen, ist es möglich, neue Erfahrungen zu machen und uns zu heilen. In einer Beziehung werden wir wie in keiner anderen Konstallation mit all unseren Defiziten konfrontiert. Es ist eine unvergleichbare Chance auf Heilung und Transformation. All das, was man sich mit sich alleine immer schön reden kann, kommt im Miteinander an die Öberfläche. Wenn wir uns diesen Prozessen tatsächlich hingeben, können wir sovieles transformieren, was schon seit Jahren darauf wartet.
Danke für Deine Worte, die auch mir Mut machen und mir das Gefühl geben, nicht alleine zu sein!
Alles Liebe
Jasmin
maisfrau
Die Bereitschaft ganz loszulassen
Liebe Jasmin,
genauso erlebe ich es auch- dass zum ersten Mal in mir die Bereitschaft und sogar eine regelrechte Dringlichkeit da ist, mich wirklich diesem Schmerz zu widmen und hinter die Ängste und Projektionen zu schauen. Ich bin auch erstaunt, weil es da bei mir in den letzten Tagen fast von null auf hundert direkt zu diesem Schmerzpunkt geht (oft ohne die Umwege über Projektionen) und ich merke, dass dieses Thema bei mir gerade absolute Priorität hat.
„Es ist eine unvergleichbare Chance auf Heilung und Transformation.“
Das empfinde ich ebenso. Was mich dabei am meisten ängstigt, ist das, was du oben im Text auch anspricht- dass man irgendwann an einen Punkt angelangt ist wo man genau spürt, dass es gar nicht um den Partner oder die Beziehung an sich geht, sondern man wirklich ganz allein ist, der andere ’nur‘ als Spiegelfläche dient.
Und die Angst, die daraus resultiert, ist eben (bei mir): Was wenn ich wirklich diesen tiefen Urschmerz ganz annehmen kann (es scheint wie gesagt sowieso unausweichlich..;)) und hindurchgehe- was bleibt dann übrig? Ist diese Beziehung vielleicht wirklich ’nur‘ da damit wir an diesen Schmerz geführt werden?
Bin ich allein, wenn ich diesen Schmerz zulasse (und der andere nicht sondern weiterhin Projektionen vorzieht)? Das ist meine Befürchtung- denn ich nehme in meiner Beziehung oft ein Ungleichgewicht wahr, was diese Bereitschaft sich ganz einzulassen angeht…. vielleicht ‚muss‘ das aber auch alles genau so sein!- Und vielleicht weiß man das erst wenn es vorbei ist. (?)
Ich freue mich über den Austausch und schicke dir ganz liebe Grüße ,
maisfrau
Jasmin
Liebe Maisfrau,es ist total
Liebe Maisfrau,
es ist total schön und bereichernd für mich, mich mit dir auszutauschen – hab das Gefühl, unser Erleben ist gerade sehr ähnlich. Genau das ist meine Realisation der letzten Tage: Es geht immer nur um mein Verhältnis (meine Verhalten, meine Haltung, meinen Umgang, meine Liebe, meine Annahme….) zu mir selber. Und ich bin allein. Eine angsteinflößende Erkenntnis und wiederum auch nicht. Mein Leben lang habe ich versucht zu verhindern, dass ich allein bin, dass ich das fühle, dass ich diese Wahrheit akzeptiere, zuviel Angst hatte ich davor. Langsam dämmert mir, dass daran wohl kein Weg vorbei führen wird, Die ganze Suche nach Verbindung und Nähe und Liebe im Außen ist eine Seifenblase, die mit immer schnellerer Dynamik zerplatzt ist. Ich kann es gar nicht mehr großartig versuchen, so groß ist das Gefühl, mich selbst dabei von vorne bis hinten zu belügen.
Tja und was bleibt danach? Nur ich. Und der Schmerz. Das Gefühl der Leere und des Verlorenseins. Und das Wissen, es geht jetzt nur noch mitten durch, alles andere ist Betrug. Und dann, eben beim mitten durch gehen öffnet sich gerade eine Tür, die ich noch nie gesehen habe, weil ich noch nie „dalang“ gegangen bin. Ich bekomme Zugang zu einer Quelle der Liebe und des Friedens in mir. Fühle, wie sich die vermeintliche Abhängigkeit langsam auch als eine Illusion herausstellt. Das all das, was ich für Liebe gehalten habe, nur eine Sucht nach Bedürfnisbefriedigung im Außen war. Das Liebe aus sich selbt heraus entsteht, aus mir. Das sie nichts, rein gar nichts von Außen braucht. Dieser Zustand ist magisch und auch wenn ich ihn bisher nur phasenweise erleben durfte, so ist er durch für mich mutspendend, immer wieder durch diesen Schmerz zu gehen, weil darin diese Gaben verborgen liegen.
Du schreibst:
Was wenn ich wirklich diesen tiefen Urschmerz ganz annehmen kann (es scheint wie gesagt sowieso unausweichlich..;)) und hindurchgehe- was bleibt dann übrig? Ist diese Beziehung vielleicht wirklich ’nur‘ da damit wir an diesen Schmerz geführt werden?
Ich kann deine Befürchtung voll und ganz verstehen, diesen Gedanken hatte ich abgewandelt auch. Ich glaube und erlebe gerade, dass wenn ich diesen Urschmerz tatsächlich durchschreite, ich das ja tue, indem ich nicht mehr von meinem Partner erwarte, dass er Dinge unterläßt, die das Aufkommen meines Schmerzes verhindern. Es ist eine Annahme des Schmerzes da, aber auch der auslösenden Situation (durch meinen Partner).
Dabei ist mir einmal mehr bewusst geworden, das auch hier Loslassen die Zauberformel ist. Für mich fühlt es sich gerade so an, als ob ich ganz uralte Beziehungsmuster loslasse, ohne zu wissen, was danach kommt. Es ist wie der Sprung ins Leere. Ich weiß nicht, ob unsere gemeinsame Aufgabe damit erfüllt ist (auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt) oder ob das erst der Anfang für einen heilenden gemeinsamen Weg ist. Ich spüre aber in mir, dass es NICHTS, absolut NICHTS gibt, was ich tun kann, um dies zu beeinflussen – ausser bei mir zu bleiben und bewusst mit mir zu SEIN. Ich kann NICHTS auch nur eine einzige Sekunde länger festhalten, als es bleiben möchte. Ich bin also machtlos. Indem ich die Angst vor dieser Machtlosigkeit durchfühlt habe, meine Kontrollmechanismen sich mehr und mehr entlarven und ich sie aufgebe, fühle ich gerade absoluten Frieden, fasst Erleichterung, weil es nichts gibt, was ich im Außen tun kann oder muß, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ich muß nicht mehr kontrollieren – was soviel Energie freisetzt – das ist wirklich beeindruckend.
Damit kann ich den anderen auch SEIN lassen, TUN lassen, sich SELBST leben lassen, weil ich von ihm nichts bestimmtes mehr will. Und ich spüre tief in mir, dass es sich hierbei um das wahre Wesen der Liebe handelt, zumindest kommt es dem soviel näher, als all die Machtkämpfe, Projektionen und Vermeidungsstrategien der letzten Jahre, all die Versuche, den anderen zu ändern, damit ich nicht fühlen muß, die in der Endkonsequenz oft nur Leid produziert haben.
Mein Wunsch ist es gerade von Herzen, diesen Zustand, diese Energie dauerhaft in mein Leben zu holen, in mir zu festigen, weil sie ist eigentlich immer da, wir müssen es nur zulassen.
Ich freue mich auf einen weiteren Austausch mit dir, wenn du magst.
Alles Liebe Jasmin
maisfrau
allein und doch wieder nicht
Hallo liebe Jasmin,
ich habe gestern etwas total Wundervolles gelesen, was mich in dem ganzen schmerzhaften Befreiungsprozess noch einmal mehr an den Frieden erinnert hat- nämlich diesen schönen Gedanken von Safi Nidiaye aus 'Die Stimme des Herzens':
Ganz oft verlieren wir uns ja in der Form- sprich: im Partner, in Projektionen und sich hoch schaukelnden Emotionen, verlieren dabei den eigentlichen Kontakt zu uns selbst weil wir unseren Fokus so sehr nach außen richten. Und diese ganze Abhängigkeitsmaschinerie dreht sich…..
Mir hilft es dabei sehr, wenn ich mir diesen Gedanken von oben vor Augen führe- und mich wieder zurück auf mich besinne. Es ist wirklich ein langer Prozess!….
Und ich habe dafür den perfekten Partner- weil es immer wieder zu Kontaktabbrüchen und 'Trennungen auf Zeit' kommt und ich damit gezwungen bin, wieder bei mir anzukommen.
Was ich in diesem Kontext super spannend finde, ist eben dieser Urschmerz- du schreibst davon sehr schön über die Tür die sich öffnet wenn wir hindurchgehen und uns Dinge zeigt, die wir sonst nie wahrgenommen haben…
Mir hilft es auch sehr, mich mit dir auszutauschen und zu lesen, wie du diesen Prozess erlebst- genau das ist es: dieser Sprung ins Leere und die Auflösung aller bisher gültigen Beziehungsmuster! Ich bin in der letzten Zeit durch so viele Phasen von absoluter Ohnmacht gegangen, habe so oft meine eigene Machtlosigkeit erlebt, spüre immer wieder dass das Leben mich auf mich selbst zurückwirft, wenn ich doch wieder versuche zu kontrollieren und festzuhalten…
Und doch habe ich immernoch ziemliche Angst vor diesem letzten Schritt- davor wirklich GANZ loszulassen…es fühlt sich an als wäre da einfach nichts mehr als reine Leere, und so etwas wie das Nichts, aus dem alles Leben entsteht… ich tanze noch darum herum sozusagen..:)
Dabei wünsche ich mir auch den Frieden, den man wohl nur findet, wenn man das alles aufgibt…. und endgültig wieder zurückkehrt ins eigene Herz und ins eigene Sein.
Gerade bin ich dem Leben dankbar, weil es einen wirklich immer wieder genau da hinführt- und wir wirklich nichts tun müssten als dort zu verweilen. Und: das schönste Geschenk ist es vielleicht, dass man spürt wie man eigentlich genau dieses Leben selbst ist- dass es das Alleinsein gar nicht gibt sondern alles eins ist! Die Momente, in denen ich dies in mir wahrnehmen konnte, erlebe ich als mit das Kostbarste…
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht!:)
Und ich freue mich sehr, von dir zu lesen!
Herz-liche Grüße
Maisfrau
Jasmin
Und immer wieder mitten durch
Liebe Maisfrau,
ich glaube ganz fest daran, dass uns das Leben immer wieder genau die Situationen vor die Nase setzt, die wir brauchen, um an vorborgene, längst nicht beachtete Gefühle zu kommen. Und der Urschmerz ist das grösste in diesem Bunde….So sehnen wir uns nach einer ausgeglichenen harmonischen Beziehung voller Hingabe und Verläßlichkeit und werden doch immer wieder mit Menschen konfrontiert, die sich zurückziehen, dicht machen, wir leben in on/off-Beziehungen, wie du es beschreibst usw. Und doch ist das wieder der Spiegel dafür, wie wir mit uns selber umgehen. Zumindest bei mir ist es mittlerweile so eindeutig und zeitnah, das es manchmal schon fast gruselig ist. Wenn ich aus meiner Mitte rausgehe, und auch wenn das kaum merkbar ist, wenn ich also den Kontakt zu mir selbst verhänge, geht auch mein Partner energetisch einen Schritt von mir weg. Bin ich dagegen absolut bei mir, in meiner Liebe und Annahme, in meiner Kraft und Mitte, kommen alle diese Dinge im Aussen durch meine Beziehung zu mir, die ich mir selber gerade auch erfülle: die Nähe, Wärme, Geborgenheit und das völlige Annehmen. Es ist schon magisch und tragisch in einem, weil ich auch ohne mir erkenntlichen Grund immer wieder aus meiner Mitte heraus rutsche und es dann wieder um das Fühlen des Schmerzes geht. Und das, obwohl ich mittlerweile sehr viel bewusster mit der eben beschriebenen Dynamik lebe. Aber da kommt wieder meine alte Ungeduld zutage und die Tatsache, dann doch wieder kontrollieren zu wollen – und sei es nur seine eigenen Mitte zu halten.
Was das alleine sein angeht, ich glaube das wir immer alleine sind und doch nicht. In dem Moment, wo wir durch unseren Urschmerz hindurchschreiten, zumindest habe ich das so erlebt, haben sich neue Verbindungen zum Universellen, zum Göttllichen, zum höheren Selbbt oder wie auch immer für mich geöffnet, die mich, obwohl physisch alleine, ein noch nie dagewesenes Gefühl des Umsorgtseins und der Verbundenheit erleben lassen. Dieses Gefühl ist am stärksten, wenn ich völlig bei mir bin, aber es ist immer da, auch in den Phasen der Dunkelheit und des Schmerzes und es läßt ein neues Vertrauen in mir wachsen, dass ich eben doch nicht alleine bin. Das ist für mich gerade das Wunderschönste, was ich erfahren darf, und ich spüre, das dies erst der Anfang ist.
Alles Liebe
Jasmin
Rainbow
Es war gerade sehr schön für
Es war gerade sehr schön für mich eure Gedanken zu lesen – denn ich habe das Gefühl in einer sehr ähnlichen Situation zu sein. Ich habe in den letzten Monaten alle scheinbar Sicherheit bringenden, aber nicht mehr erfüllenden Situationen in meinem Leben losgelassen (Arbeit, Partnerschaft) und sehe mich nun auch stark mit diesem Urschmerz der Trennung und des Alleineseins konfrontiert. Ich spüre, dass ich gleichsam an der Schwelle stehe, diesen Schmerz fühlend zu begegnen. Ich ahne, dass sich dahinter eine große Möglichkeit zur Transformation auf allen Ebenen meines Seins verbirgt, d.h. ich sehe sozusagen ein Licht am Horizont – obwohl der Prozess im Moment sehr schmerzhaft und herausfordernd ist. Das Schöne ist auch, dass dieser Prozess von einem Menschen mitangeregt wurde, mit dem ich seelisch sehr stark verbunden bin. Ich danke ihm und allen anderen beteiligten Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ich an dieser Schwelle stehen darf.
Jasmin
Transformation
Hallo rainbow,
hab Dank für deine Worte. Gerade ist in unserem Forum ein intensiver Austausch zu dem Thema Schmerz und wie wir ihm begegnen, entstanden: http://den-weg-gehen.de/sich-selbst-leben-liebe-und-schmerz.
Ich wünsche Dir alles Liebe für deinen Weg.
Jasmin
Rainbow
Hallo Jasmin,
Vielen Dank für
Hallo Jasmin,
Vielen Dank für den Link. Ich konnte einige wertvolle Anregungen mitnehmen.
ALLES LIEBE,
Rainbow
Jan
Loslassen / Urschmerz
Liebe Jasmin,
ich bin froh, dass ich Deine Seite gefunden habe, aber so sollte es wohl sein. Dass, was Du so trefflich und klar beschreibst, hilft mir meine eigene Situation zu verstehen und mir dadurch klar zu machen. Ich konnte es nur noch nicht so direkt in Worte fassen. Ausgelöst durch eine Trennung habe ich nun auch Zugang zu meinem Urschmerz bekommen, der Schmerz des Getrennt-Seins überkam und überkommt mich jetzt und macht mir nun bewusst, dass ich jahrelang versucht habe, diesen Schmerz zu verdrängen und zu bekämpfen. Ich wollte ihn nicht ansehen, aus Angst ich könne sterben, das ist mir jetzt klar. Aber als kleines Kind hast Du das Gefühl, Du müsstest sterben, wenn Dir nicht vermittelt wird, dass Du bedingungslos geliebt wirst. Deswegen tust Du alles, um diesen Schmerz nicht wahrnehmen zu müssen, in meinem Fall habe ich alle meine Gefühle und Bedürfnisse abgespalten und unterdrückt und mich angepasst und mein Selbst verleugnet. Das habe ich jahrzehntelang durchgehalten, aber um was für einen Preis. Ich habe nie wirklich zu mir gefunden, war getrieben wie auf der Flucht nie ich selbst. Ich habe mein wahres Wesen verleugnet. Darauf hin wurde meine Seele krank. Depressionen zwangen mich hinzusehen, das Unweigerliche zu erkennen und nachzuholen, was unausweichlich ist. Den Schmerz zuzulassen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und im Gegenzug dafür die Liebe zu entdecken, die Liebe, die in einem selber wohnt, die Dich unabhängig macht von Außen. Alles wohnt in Dir und Du bist nie allein, denn Du bist mit allen verbunden. Alle Ängste lösen sich auf, wenn Du sie mit Liebe betrachtest. LG Jan
Jasmin
Das Kind in uns
Lieber Jan,
mein Urschmerz wurde immer durch Trennungen getriggert und erst als ich mich diesem Schmerz wirklich gewidmet habe, konnte ich das hilflose kleine Kind sehen, dass diesen unsäglichen Schmerz erlebt hat, die Mutter zu verlieren (in meinem Fall). Erst dann machte es für mich Sinn, ich konnte verstehen, wie ich mir immer wieder Situationen kreiert habe (Trennungen, die diesem Verlust ähnlich waren), um diesem Schmerz endlich anzunehmen, ihn anzusehen, ihn in Liebe zu integrieren. Es ist genau wie du sagst, erst fühlt es sich tatsächlich so an, als würde man sterben, Todesängste sind im Spiel, war es doch für das Kind von damals tatsächlich existenzbedrohend in seiner reinsten Form, die Mutter gehen lassen zu müssen. Doch meine Erfahrung war und ist, wenn ich dann weiterfühle, selbst wenn ich in Todesangst bin, wenn ich das Gefühl, den Schmerz weiter zu lasse, mich nicht mehr verschließe, verdränge, dicht mache, folgt ein Gefühl tiefer Erleicherung, ein "endlich" der Seele und ich fühle mich ein grosses Stück kompletter. All die Abhängigkeiten, die erzeugt wurden, weil ich dachte, nur jemand im außen könnte diesen Schmerz heilen, mich komplett machen, schrumpft mehr und mehr. Zurück bleibt Selbst"bewusstsein", Selbstliebe, wachsende innere Stärke. Es ist tatsächlich, wie du schreibst, ich fühle mich viel weniger allein, mehr verbunden, mit mir selbst und etwas weitaus Höherem.
Hab Dank für deine offenen und ehrlichen Worte!
Alles Liebe
Jasmin
Sabine
Liebe Jasmin,
gut ein Jahr
Liebe Jasmin,
gut ein Jahr ist seit der Veröffentlichung deines Artikel vergangen. Heute nun hat ER endlich MICH gefunden! Und ich muss sagen, er hat nichts, aber auch gar nichts an Aktualität und Emotionalität "eingebüßt".
Mit jeder Zeile, die ich soeben las, habe ich mehr und mehr vergessen zu atmen. Ich konnte die gefühlsmäßige Berührung regelrecht körperlich spüren, denn an eben DIESER Stelle stehe ICH zur Zeit.
Mich interessiert brennend, wie DU heute, ein Jahr danach zu diesem Thema stehst, welche Erfahrungen du machen durftest, wie du dich heute siehst.
LG
Sabine