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Sich selbst der beste Freund sein

Es gibt Sätze, die hörst du, und ohne dass sich die absendende Person dessen bewusst ist, hat sie mit diesem Satz dein Leben verändert. Vielleicht nicht sofort, manchmal dauert es sogar noch eine ganze Weile, bis so ein Satz seine Wirkung entfaltet, aber er ist hängen geblieben in deinem System und macht sich daran, alte Verhaltensmuster zu zerbröseln und Glaubenssätze in Frage zu stellen.

So ein Satz ist mir vor ein paar Jahren, in einer sehr schwierigen Phase meines Lebens, begegnet. Eine Bekannte sagte zu mir, die ich in meinem Selbstmitleid badete: „Jasmin, Du musst Dir selbst der beste Freund werden!“. Stille. Totales Unverständnis auf meiner Seite. Ich, die bisher alles, was sie an Mangel in sich verspürte, im Außen gesucht hatte. Die, insbesondere in Krisensituationen, immer eine Liste von Leuten im Repertoire hatte, die man anrufen und zutexten konnte, um irgendwie einen Hinweis zu erhalten, wie es weitergehen könnte. Oder zumindest Verständnis. Wenn nicht das, dann wenigstens Aufmerksamkeit. Irgendetwas, nur nicht alleine sein mit mir und den ganzen Emotionen, die sich zeigen wollten. Mein Verstand tat den Satz als nicht realisierbaren Blödsinn ab und damit war auch erstmal einmal gut. Oder auch nicht.

 

Alleinsein ohne Alternative

Dann wurde mir von meinem Leben eine Situation aufgezwungen, die ich freiwillig niemals gewählt hätte, die ich all die Jahre mit den verschiedensten Tricks und Vermeidungsstrategien verhindert hatte. Ich war mit mir selbst konfrontiert. Unausweichlich. Und das für eine ganze Weile. All der nicht beachtete Schmerz, die Leere, all das, was ich solange nicht sehen wollte oder so gerne mit anderen Menschen kompensiert hatte, kam nun in mir hoch. Und wie es das Leben wollte, war da niemand mehr, den ich hätte zu Rate ziehen können, nach dessen Meinung ich mich hätte ausrichten können oder an dessen Schulter ich mich hätte anlehnen können. Keiner. Nur noch ich und mein so lange verdrängter Urschmerz. Nach einer ziemlich langen und schmerzhaften Phase der totalen Apathie und Bewegungslosigkeit wurde mir zunehmend klarer, dass ich das, was war, genauso wie es war, akzeptieren musste. Alternativlos. Das ich meine Widerstände gegen dieses Alleinsein aufgeben musste. Es war fast schon friedlich, diese Erkenntnis, diese Hingabe an das, was so unausweichlich war. Ich musste mich selbst endlich ansehen, den Kontakt zu mir nicht länger anderen überlassen.

 

Ein Prozess der Hingabe

All die Sehnsüchte nach Liebe, Geborgenheit, Gehaltenwerden, nach Freundschaft und aufgefangen werden, die jetzt so klar wurden in  Ermangelung derselben, konnte ich weder länger leugnen, noch ergab sich irgendwie die Aussicht, dass sie durch jemand im Außen befriedigt würden. Sie waren da. Jeden Tag, jede Minute. Vor allem immer dann, wenn es still wurde. So begann ich, erst zwangsweise, aber zunehmend mit einer gewissen Hingabe und anfangs nur einem klitzekleinen Funken Selbstliebe, all das zu fühlen, was gerade in mir war. Und erstaunlicherweise wurde mein Überleben dabei nicht in Frage gestellt – dass, warum ich  Alleinsein immer vermieden hatte, waren existenzielle Ängste – sondern ich kam mir tatsächlich näher. Ich hatte das nie für möglich gehalten, aber all das, was ich mir immer von anderen gewünscht hatte, in Gesprächen und Freundschaften, verstanden zu werden, dass konnte ich mir in kleinen Portionen nun selbst geben. Ich begann tatsächlich, mich zu verstehen. Mitgefühl zu haben. Mich in den Arm zu nehmen. Und, was für mich das Revolutionärste war, ich begann aus einem Impuls heraus, mich mit mir selbst zu unterhalten. Ich habe erfahren, dass ich viele Antworten in mir selber finden konnte. Ich begann, immer wenn sich ein Konflikt oder ein negatives Gefühl den Weg bahnte, zu schreiben. Manchmal formulierte ich konkrete Frage, die ich mir selbst beantwortete, manchmal schrieb ich einfach drauf los und führte so stundenlange, sehr inspirierende Unterhaltungen mit mir selber. Die klarsten Erkenntnisse, mich selbst betreffend, fand ich auf diesem Weg.

Im Laufe der Monate begann ich mich zum ersten Mal zu mögen, ich begann mich und meine Meinung ernst zu nehmen. Ich begann, die Zeit, die ich mit mir alleine verbrachte, zu lieben, mir diese Freiräume bewusst zu schaffen, wo ich sie früher zwanghaft vermieden hatte. Heute habe ich ein Gefühl des Mangels, wenn ich zu lange keine Zeit mit mir habe. Und ich erlebe immer öfter, wie ich all das, was ich so sehr bei Dritten gesucht hatte, in mir finden konnte, mal mehr, mal weniger, aber es war da und diese Gewissheit, die in mir sich manifestiert, stärkt mich.

Im Laufe meines Prozesses kommt mir immer wieder der Eingangs erwähnte Satz in den Sinn. Und exakt dieser Satz beschreibt das Gefühl, dass in mir entstanden ist. Ich bin mein bester Freund.

 

Der Wandel von Freundschaft

Natürlich habe ich weiterhin die Sehnsucht nach Austausch, nach Zugehörigkeit, nach einer geistigen Familie und Freundschaften, aber ich spüre tief in mir, dass sich die Qualität, die ich mir wünsche, verändert hat. Ich wünsche mir Begegnungen auf Augenhöhe im Geben, nicht als Konsument von Nähe und Aufmerksamkeit. Auch die Motivation dahinter hat sich gewandelt. Ich wünsche mir Begegnungen nicht mehr aus Angst, sondern aus Liebe. Weil manchmal mein Herz überfließt und ich es gerne teilen möchte. Ich weiß, und erlebe es auch jeden Tag, dass ich erst am Anfang eines Weges stehe, der mich ständig mit mir selbst konfrontiert, auch mit all den Dingen, die ich nicht mag und immer wieder an mir verurteile. Aber das Gefühl, mich selbst an meiner Seite zu haben auf diesen Weg, in mir oft die Antworten auf die Fragen zu finden, die sich mir durch mein Leben stellen, läßt ein Gefühl der Gelassenheit und der Freiheit entstehen, weil die, in meinem Fall fast süchtige Suche im Außen nicht mehr nötig ist.    

 

Bilder: Baum: Bestimmte Rechte vorbehalten von jeffsmallwood; Sonnenuntergang: Bestimmte Rechte vorbehalten von wanderinghome

 

 

10 Comments

  • M

    Danke Jasmin für diese

    Danke Jasmin für diese Zeilen. Sie machen mir Mut, auf diesem Weg weiter zu gehen und die Leere da sein zu lassen und nach und nach mit mir selbst zu füllen……

  • Lulu

    Einsamkeit

    Liebe Jasmin. Danke für diesen Beitrag. Ich (w) leide seit Jahren an Einsamkeit, trotz Familie. Habe jedoch keine Freunde mehr. In meinem Leben ist vieles zerbrochen und ich bin innerlich voller Selbstvorwürfe. Ich mag mich selbst nicht leiden. Doch ich sehne mich nach Freundschaften, nach Begegnungen und wenn ich einmal Begegnungen habe, befällt mich die Angst nicht zu genügen. Meine Selbstablehnung und Ängste haben mich innerlich aber oft auch äusserlich in die Isolation geführt. Ich erlebte viel Ablehnung von Menschen in meinem Leben, seit Kindheit. Die Folge ist Traurigkeit, das kann bis zur Depression gehen. Da kam mir heute auch dieser Satz entgegen den ich googelte. "Sich selber Freund sein".  Nicht das ich das noch nie ghört hätte, doch sagte es mir nichts. Nein, ich wollte das nicht. Ich erwartete und wünschte mir alles von Aussen. Doch mittlerweile bin ich schon 50 und es geht mir eher immer schlechter. Und ausser einigen wenigen freundschaftlichen Kontakten im Jahr ergibt sich nichts wirklich befriedigendes was das Thema Freundinnen bezrifft. Diese quälende Einsamkeit  raubt mir so viel Lebensfreude. Da beschäftigt mich dieser Satz, jetzt nach Jahren der immer grösser werdenden Gefühle der Einsamkeit doch immer mehr: Wie wäre es, wenn ich lernen würde mir selbst ein bester Freund zu werden? Ich habe ja keine beste Freundin mehr, seit Jahren. Ich glaube das ist der Weg im Moment, alles andere ergibt sich daraus. Man sagt auch, dass man andere nicht lieben kann, wenn man sich selbst nicht liebt. Man lebt ohne Liebe zu sich selbst wie in einem Gefängnis.

    Jasmin du hast auch meine Gefühle so gut ausgedrückt. Doch zu lernen, sich selbst bester Freund zu werden ist nicht einfach. Ich will es versuchen. Gibt es dazu Bücher, die einen da unterstützen? Liebe Grüsse

    • Jasmin

      Der beste Freund ist in Dir

      Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich jetzt erst antworte –  ich hatte die letzten Wochen viel mit mir selbst und meiner Familie zu tun, dass diese "Internas" erstmal Priorität hatten. 

      Ich kann Dich sehr gut verstehen – und danke, dass du hier so offen erzählst, wie es in Deinem Leben aussieht. Einsamkeit ist etwas, was einen lähmen, die Lebensfreude rauben, uns depressiv und lethargisch machen kann.

      Wir haben nie etwas anderes gelernt, als unseren Wert als Menschen von dem abhängig zu machen, was uns im Aussen begegnet –  werden wir anerkannt, gemocht, hat man uns gerne als Freund, so sind wir ok. Werden wir gemieden, ausgegrenzt, an den Rand verfrachtet, so liegt das daran, dass wir nicht genug zu bieten haben. Ich glaube, dass das Aussen sehr wohl ein Indikator für uns ist – aber es ist ein SPIEGEL dafür, wie wir mit uns selbst umgehen. In dem Augenblick, wo ich mich ungeliebt und abgelehnt fühle, tue ich das gleiche gerade mit mir. Ich lehne mich ab und die vielen Möglichkeiten, die ich ihn mir habe. Ich meide mich, ich gehe nicht in Beziehung mit mir, ich fliehe vor einen näheren Kontakt zu mir selbst und das erlebe ich dann im Aussen. 

      Es fängt bei uns an. Ich kann deine Sehnsucht verstehen, auch ich sehne mich immer wieder nach neuen sozialen Kontakten, nach liebevollen Begegnungen, nach einem Herzensaustausch. Und trotzdem liegt der Schlüssel in mir für all das. Früher habe ich z.B, wann immer ich ein emotionales Problem hatte zum Telefonhöhrer gegriffen, um irgendwen damit vollzulabern. Dieses Rauslassen war schon genug, ist dachte, ohne dieses Podium würde ich an meinen Problemen ersticken. Heute setzte ich mich hin, und texte mich selbst zu – im wahrsten Sinne des Wortes, ich schreibe. Einfach drauf los, erzähl mir selbst wie ich mich gerade fühle. Nach einiger Zeit hat sich ein sehr intensives Verhältnis zu mir selbst entwickelt, Vertrauen, Nähe, all das was man sich oft mit anderen wünscht, wächst da gerade in mir, zu mir. 

      Und es hat meinen Blick verändert – meine Wünsche nach Herzensbegegnungen werden tatsächlich fast jeden Tag erfüllt, nur eben anders, als ich es oft dachte in meinen einfahrenen Vorstellungen. Manchmal ist es der Gegenüber in der U-Bahn, der mir für Sekunden tief in die Augen blickt, die nette Frau an der Kasse, die Nachbarin, der ich Blumen mitbringe, weil meinem Impuls folge, ohne zu fragen warum….Heute kann ich diese kleinen Momente als Geschenke fühlen, weil ich mich mehr fühle. Vielleicht hilft es dir, jeden Tag ein paar Minuten einfach zu schreiben, als wenn du mit einem sehr engen Freund redest, tu dies doch ein paar Tage, Wochen und schau, was in dir und mit dir geschieht. Und ich würde mich freuen, wenn Du Deine Erfahrungen teilst.

      Alles Liebe 

      Jasmin

      • Lulu

        Liebe Jasmin, danke viel Mal

        Liebe Jasmin, danke viel Mal für deine Antwort. Ich habe mich darüber sehr gefreut. Du schreibst:

        "meine Wünsche nach Herzensbegegnungen werden tatsächlich fast jeden Tag erfüllt, nur eben anders, als ich es oft dachte in meinen einfahrenen Vorstellungen. Manchmal ist es der Gegenüber in der U-Bahn, der mir für Sekunden tief in die Augen blickt, die nette Frau an der Kasse, die Nachbarin, der ich Blumen mitbringe, weil meinem Impuls folge, ohne zu fragen warum….Heute kann ich diese kleinen Momente als Geschenke fühlen, weil ich mich mehr fühle."

        Du schreibst das so gut: Das wünsche ich mir auch, doch kann ich es im Moment nicht spüren, es ist oft, wie wenn alles an mir vorbei gehen würde. Eine Psychologin sagte mir mal, dass ich alle Agressionen gegen mich selbst gerichtet hätte. Das ist leider so. Doch ich will da raus aus diesem Gefängnis, doch schaff ich das fast nicht im Alleingang. 

        Ich habe vor ein paar Tagen auf Facebook auf der Seite von Robert Betz folgenden Text gefunden, der eigentlich das selbe aussagt wie du schon geschrieben hast: Wie man sich selbst bester Freund wird: Ich hoffe, dass ich diesen Text hier zitieren darf: Er sagt auf seine Art und Weise wie man sich selber lieben und respektieren lernen kann:

        ———————

         

        "Deine Forderungen und Erwartungen an deine Mitmenschen sind Energie-Blockierer und erzeugen Leiden und Mangel – Überprüfe sie und entscheide dich neu!
         
        Schreib dir für jeden Menschen, mit dem du nicht ganz im Frieden bist, über den du dich ärgerst, der dich in deinen Augen enttäuscht oder verletzt hat, all das auf, was du von ihm gern hättest oder früher erwartet, aber nicht erhalten hat. Also Sätze wie:
        „Mein Freund/Mann sollte… mir zuhören, mir mehr Aufmerksamkeit schenken, mir treu sein, nicht so grob mit mir umgehen, mich nicht verlassen, für mich da sein, wenn es mir schlecht geht….“
        „Meine Freundin/Frau sollte mich nicht so oft kritisieren, mir Vorwürfe machen, mich so sein lassen, mich in Ruhe lassen, mich nicht wie ein Kind behandeln, mir keine Hemden kaufen, mehr Lust auf Sex haben, sich nicht so auf die Kinder stürzen, meine Arbeit wertschätzen….“
        Und das gleiche in Beziehung auf alle anderen Personen wie Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Ex-Partner, Chef, Kolleg/in, etc.
         
        Dann drehe all die Sätze um in ihr Gegenteil, in dem du das Subjekt bist, wie z.B. „Ich sollte mir selbst mehr zuhören, für mich da sein, mich akzeptieren, lieben, wertschätzen, mir Zeit für mich nehmen. Ich sollte aufhören, mich mit meiner Selbstkritik fertig zu machen, Lust auf mich selbst und mein Leben haben, mich nicht auf meine Arbeit stürzen (um mich von mir selbst abzulenken) usw.“
         
        Dann spüre in dich hinein, ob du jetzt bereit bist, deine Verantwortung für dein Lebensglück und deine innere Befindlichkeit zu übernehmen und die letzten Sätze in Entscheidungen umzuwandeln wie „Ich entscheide mich, …..
        …mir ab jetzt täglich eine Stunde Zeit für mich zu nehmen.
        … meinen Gedanken zuzuhören, sie aufzuschreiben und neu zu denken
        … mir selbst zu vergeben und eine Liebespartnerschaft mit mir selbst zu starten bzw. mir selbst die beste Freundin/der beste Freund zu sein
        …mich und meinen Körper liebevoll zu behandeln, zu verwöhnen und mir selbst und ihm zu danken
        … mir Zeit zu nehmen, um meine bisher verdrängten Gefühle bejahend zu fühlen (in Mediationen)
        … mehr und mehr auf mein Herz zu hören und nur das zu tun, was sich für mich/das Herz stimmig und richtig und gut anfühlt."
        —————–
         
        Also als ich das las musste ich an dich denken. Ich will das wirklch lernen, mich wieder selbst ernst zu nehmen und mich nicht mehr zu hassen, weil ich es wert bin, doch scheint es mir verdammt schwer. Ich war schon 2 mal kurze Zeit in psychologischer Behandlung, die ich jedoch beide abbrach da sie mir leider nicht viel brachten, doch der Alleingang ist noch schwerer scheint mir.
         
        Liebe Grüsse von Lulu
        • Caspar

          The Work

          Hallo Lulu,

          die Zitate von Robert Betz entlehnen sich "The Work" von Byron Katie,
          womit er sich auch viel beschäftigt hat.

          Die hat noch mehr Fragen und Methoden, um seine eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen.

          Einerseits kann das helfen eine konkrete Situation zu entlasten, inneren Streß loszuwerden – es wirkt sofort. Andererseits kann das Gefühl, diese Methode immer verwenden zu können, schon eine neue Perspektive sein.

          Vielleicht probierst du es einmal aus oder besuchst ein Seminar.

          Liebe Grüße,

          Caspar

        • ChrisSing

          Gefängnis

          Liebe Lulu,

          Du schreibst, Du willst aus dem Gefängnis raus.

          Ich sage nicht das es leicht ist, aber es ist einfach. Es ist sogar sehr einfach, Du musst nur die Tür die nach draußen führt öffnen, sie ist nicht verschlossen und sie klemmt auch nicht, drücke sie einfach auf, setze Deinen Schritt durch die Tür nach draußen. Dich empfängt das gleißende Licht der Liebe. Überwinde die Furcht vor dem Neuen, nimm Dein Herz ganz fest an die Hand, es wird Dich führen. Und vergiss nicht zu danken, für das Kleinste und für Alles.

          LG Chris

          • Lulu

            Danke für Antworten

            Da bin ich wieder. Danke für eure Antworten. Ja, etwas will ich tun oder besser gesagt lernen. Das Danken! Das habe ich auch auf dem Herz.  Auch weil es in der Bibel steht. (Ich bin Christ) Dort steht: Sagt Gott allezeit Dank. Eph. 5.20. Was das andere betrifft: Ich muss sagen ich bin noch nicht soweit. Ich muss auch das eingestehen und kann nicht, mich zu etwas zwingen, wozu ich noch nicht "reif" bin. Ich merke, auch dass die schöne Idee: "Sich selber Freund sein" bei mir (noch) nicht wirklich funktioniert. Ich muss vorher noch andere Schritte gehen. Ich höre auf mein Herz und ich habe mich nun angemeldet bei einem Psychotherapeut, Traumatherapeut. Mal sehen. Euch liebe Grüsse und Gottes Segen.

  • Gas

    Ich glaube ich bin mir selbst

    Ich glaube ich bin mir selbst der beste Freund, aber was macht man wenn man keine "echten" Freunde hat, man kann ja nicht alleine mit sich selbst z.B feiern oder sowas

     

  • gabrielle

    zu allererst mal: ich bin so

    zu allererst mal: ich bin so unendlich froh, eure seite entdeckt zuhaben! ich lese und lese und lese und in mir formt sich der gedanke: "puh, mir geht es nicht alleine so!". deshalb, einen ganz lieben dank an euch beide, aus tiefstem herzen, dass ihr so offen eure erfahrungen beschreibt!

    🙂

    liebe jasmin,

    beim lesen deines textes dachte ich an vielen stellen, der hätte von mir sein können.

    ich konnte zwar schon immer gut mit mir allein sein, brauchte das sogar ganz dringend, aber wenn es mir nicht gut ging, brauchte ich meine freunde. allein glaubte ich vor lauter panik in meinem eigenen leid zu ertrinken. es war auch immer jemand da, der mir dann half, mich von mir und meinen gefühlen abzulenken, bis ich alles so tief weggepackt hatte, dass ich wieder klar kam. bis es vor knapp 4 jahren auf einmal anders war.

    mir flog mein ganzes leben buchstäblich um die ohren und es war niemand da. ich war allein damit und konnte es gar nicht glauben. es war nicht so, dass meine freunde grundsätzlich nicht mehr da waren, aber das leben fortderte sie in anderen bereichen. in mir war panik, ich litt endlos und hatte manchmal das gefühl, den schmerz nicht mehr länger ertragen zu können, bis ich irgendwann weinend auf dem boden liegend, mich vor lauter verzweiflung selbst in den arm nahm. es fühlte sich erstmal ziemlich merkwürdig an, aber es half mir. es war das einzige, was ich noch tun konnte, um nicht unter zu gehen.

    ich hätte es vorher niemals für möglich gehalten, dass ich mich selbst halten konnte, wenn ich tieftraurig bin, dass ich mir selbst eine umarmung geben könnte, die ich mir von jemand anderem ersehnte, aber es ging und es fühlte sich mit der zeit immer echter und wahrhaftiger an. das war eine unglaubliche erfahrung.

    seitdem habe ich noch viel selbstablehnendes in mir entdeckt, dessen ich mir viele jahre überhaupt nicht bewusst war. es hat mich erst sehr erschreckt, wie abwertend und verurteilend ich manchmal über mich denke. meine inneren dialoge, die ich sonst schlicht ignoriert hatte, schockierten mich und machten mich tieftraurig. anderseits war ich froh, mir dieses destruktiven selbstbildes bewusst zu werden und lasse seitdem keine gelegenheit ungenutzt, mit mir selbst frieden zu schließen und mir selbst meine beste freundin zu sein. ich rede mit diesem mich selbst hassenden teil in mir und bringe mitlerweile tatsächlich ganz echtes mitgefühl, verständnis und liebe für ihn auf. er schweigt noch nicht, aber wir nähern uns an, sind in kontakt und ich komme mehr und mehr zu dem schluss, dass dieser hass einfach nur tiefer schmerz ist, der sich danach sehnt, wahrgenommen, gefühlt und umarmt zu werden.