Unsere Kinder – Lebenslehrer und Herzensöffner
Ich bin immer wieder betroffen, wenn ich Eltern begegne, die ihre Kinder als Menschen zweiter Klasse betrachten und behandeln. Als klein, unerfahren, der ständigen Maßregelung bedürftig, wissenslos und von oben herab. In der einen oder andern Ausprägung begegnet mir das immer wieder und es macht mich traurig, zu beobachten und zu fühlen, wie sehr sich diese Kinder wünschen, gesehen und geliebt zu werden, so wie sie sind. Auch wenn vieles im Umgang mit unseren Kindern unbewusst, frei von irgendwelchen negativen Motiven geschieht, so wünsche ich mir doch, dass alle Eltern ab und zu inne halten würden und sich dem öffnen könnten, was Ihnen das Leben gerade schenkt.
Ich habe selbst nie geplant Mutter zu werden und habe lange gehadert mit dem Schicksal, jetzt Verantwortung zu übernehmen , selten, aber manchmal tue ich das auch heute noch. Und doch habe ich durch meine Tochter mehr über mich selbst gelernt, als in den ganzen 30 Jahren zuvor. All die Situationen, die mich an meine tatsächlichen Grenzen gebracht haben, waren eine Aufforderung, diese zu verschieben, mich weit(er) zu machen, mich hinzugeben. Manchmal habe ich echt lange gebraucht, um zu begreifen, um was es da eigentlich in mir geht, manchmal war ich viel zu bockig, um überhaupt in diesen Spiegel zu gucken. Doch irgendwann kommt man nicht umhin, das Gespielgelte anzusehen, die Alternative wäre, sein Herz seinem Kind gegenüber zu verschließen.
Der Alltag mit einem Kind ist für mich das grösste Lernfeld überhaupt für bedingungslose Liebe. Nicht, dass ich da in irgendeiner Weise der Meisterschaft nahe wäre, aber der erste Schritt für mich ist diese Erkenntnis selbst. Dass mein Kind mich lehrt. Dass es immer und immer wieder genau da hinbohrt, wo meine Liebe blockiert ist. Mir selbst gegenüber, meinem inneren Kind gegenüber, dem Leben gegenüber. Wo meine Tochter mich früher einfach nur hemmungslos in den Wahnsinn getrieben hat, z.B. durch die allabendliche Weigerung, den Tag mit Schlaf zu beschließen, so ist sie heute, mit 3 Jahren in der Lage, mir zu sagen, was meine Worte und Taten in ihr auslösen. Wut. Trauer. Und damit trifft sie mich direkt ins Herz. Es fällt mir heute um ein so vielfaches einfacher, mich wieder zu öffnen, wenn mich mal wieder die Wut gepackt hat, mich zu entschuldigen, wenn ich daneben lag oder laut wurde, mich selbst zu beobachten und inne zu halten, bevor ich die Kontrolle verlieren. Das alles habe ich den „Coachings“ mit meiner Tochter zu verdanken. Und meiner Bereitschaft, mein Kind in gewisser Weise als meinen Herzenslehrer anzunehmen.
Und ich entdecke durch sie wieder meinen eigenen Spieltrieb, meine Lust, sinnloses Zeug zu tun, Seifenblasen fangen, Badewasser trinken, Verstecken spielen, meine Phantasie zu bemühen, um Feen und Wichtel zu erfinden, einen Berg hinunterzukullern, auf der Wiese liegen und einfach nur riechen, auf allen vieren bellend durch die Wohnung zu robben, musizieren, singen tanzen……all das, was wir uns schon so lange verboten haben. Und das schönste ist: ES MACHT MICH TOTAL GLÜCKLICH!
Mit dem tiefen Wissen darum, was Kinder tatsächlich sind, wünsche ich mir von Herzen, sie nicht anders, als auf Augenhöhe zu behandeln, mit Respekt, einer Gleichberechtigung, was ihre Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse angeht und mit einer tiefen Achtung vor ihrem Platz in diesem Leben, ihrer ganz eigenen individullen Schönheit.
In der tiefen Wertschätzung für diese intensive Verbindung unserer Seelen.
5 Comments
Anonymous
Liebe Jasmin,
ich könnte
Liebe Jasmin,
ich könnte jedes Wort von dir gleich zweimal unterschreiben. Wie lange habe ich unbewusst meine Unzulänglichkeiten in meine 8-jährige Tochter und meinen 4-jährigen Sohn hineinprojiziert, wie oft tat es mir anschließend leid und wie selten hatte ich den Mut, das mir und meinen Kindern einzugestehen.
Seit meinem Erwachen jedoch, ist die Entwicklung der Beziehung zwischen meinen Kindern und mir gleichzusetzen mit einem Wunder oder besser gesagt mit vielen kleinen Wundern nahezu täglich. Immer wieder bin ich sprachlos, wie sehr Kinder die Sprache des Herzens verstehen und wie losgelöst, fröhlich und entspannend unser Alltag ist, wenn mein Herz im Einklang mit ihren Herzen ist. Natürlich gelingt mir das nicht immer. Oft verfalle ich noch in alte Muster und möchte meine Kinder "erziehen". Doch wie du schon sagst, die Einsicht bei mir selbst zu schauen, warum bestimmte Situationen mein Herz zuschnüren ist meist schneller da, als die Situation vorbei ist. Wie dankbar bin ich schon allein für diese kleine Einsicht und wie viel mehr gibt es da noch zu lernen.
Hab vielen Dank für deine Worte.
Mandy
muscha
worte von gast
hallo! 🙂 ich bin neu hier und weiss nicht genau , ob ich alles richtig eintrage hier!
möchte auf dein kommentar zur lieben jasmin eingehen, weil mich dein kommentar angesprochen hat. ich bin heute mit einer situation in berührung gekommen, die mich ganz schön gewundert hat, aber irgw.auch nicht, weil ich soetwas von mir kenne. also ich fange mal vorne an! meine tochter, fast fünf jahre alt. leidet, sowie ich denke, manchmal ganz schön unter mir, meinen emotionen und dadurch das mich ihr verhalten warscheinlich triggert , an meine kindheit erinnert(anteilnnahmslosigkeit/welche sehr viel weniger geworden sind:) ) ich mache mir manchmal vorwürfe, nur das machts ja nicht besser. also bleib ich am ball und lerne von ihr und jetzt hoffentlich von diesem forum! kann man das so sagen? 🙂 alles neu für mich! vor einem halben jahr habe ich etwas getan, bei dem ich mir schon dachte, das es nicht gerade sehr vernünftig sei. ich habe ihr erzählt, was ich mir immer wünsche, wenn ich eine sternschnuppe sehe. undzwar, das sich mein daddy bei mir meldet(der nie für mich da war)meine therapeutin meinte auch das ich sie damit belaste. nunja… habe soetwas seither nicht mehr getan. nun aber, heute, habe ich nach einem schlimmen eifersuchtsgefühl und kleiner diskusion mit meinem partner, das dringliche gefühl verspürt meiner tochter beim einschlafritual etwas über eiffersucht zu erzählen. habe sie gefragt, ob sie weiss, was das bedeutet. ersteinmal habe ich ihr ein beispiel mit ihr und ihrem bruder erzählt, was mich auch gerade etwas beschäftigt. weil sie mich kaum machen lässt. am liebsten wär sie auch schon eine mama!(manchmal schwierig für mich)dann aber, habe ich ihr von meiner eiffersucht erzählt und auch noch warum und woher das bei mir kommt. bin gerade selbst von mir geschockt und den tränen nahe. dannach hab ich noch etwas gesprochen. bis sie dann richtig in sich zusammensackte und ganz bitterlich zu weinen anfing. es hat etwas gedauert bis ich es geschafft habe, das sie mir doch erzähle was los ist, warum sie traurig ist. bis sie dann meinte, sie weine, weil ich früher allein gelassen wurde. ich meinte zu ihr das es okey ist, das traurig zu finden, es aber auch die vergangenheit ist, also das es früher war und jetzt ist jetzt! hab ihr auch erklärt, das meine mutter sehr, sehr jung war und es nicht besser wuste. ich ihr nicht böse deswegen bin und sie auch sehr lieb habe!(sie ist vor zwei jahren gestorben)sie meinte nur, das sie sie auch lieb hat! puh… also irw.musste das hier und jetzt raus! ich möchte nicht mein gewissen beruhigen, sondern hoffe auf, ähnliche berichte, oder situationen, von anderen! vielleicht hilft es mir schon, wenn du es einmal elesen hast! danke 🙂
Jasmin
Für sich selbst sorgen
Liebe Muscha,
hab Dank für deine Offenheit und Ehrleichkeit und deinen Mut, dich hier zu zeigen.
Ich kenne Situationen, insbesondere mit unserer Tochter sehr gut, in denen man sich später reflektiert und sich einfach nur schämt oder wünscht, man hätte dieses oder jenes nicht gesagt oder getan. Sie sind so sensibel und zart, diese kleinen Geschöpfe und fühlen soviel und wissen sowenig.
Was ich dir raten kann, lass es gut sein. Du kannst nichts ungeschehen oder ungesagt machen. Du hast das getan, was du in dieser Situation als richtig empfands. Sei liebevoll zu dir. Ich fühle, dass du dir dessen bewusst bist, dass dein Kind der falsche Adressat für emotionale Ausnahmezustände in dir ist. Für mich es sehr wichtig, unserer Tochter authentisch zu begegnen, wenn ich traurig bin, spiele ich ihr nichts vor, Aber mein inneres Chaos, was mich zeitweise begleitet, das kann und will ich ihr nicht zumuten, dass überfordert sie absolut. Es ist die herausfordernde Aufgabe von uns Müttern, diese absolute weibliche Hingabe zu lernen, die auch einschließt, in krassen emotionalen Situationen trotzdem seinem Kind zu begegnen, seine Bedürfnisse zu erfüllen so gut es geht. Zu dieser Hingabe gehört aber für mich auch, meine punktuellen Sehnsüchte nach Halt, Aussprache, Annahme, Verständnis, alles Sehnsüchte meines inneren Kindes, wahrzunehmen und für deren Erfüllung selbst Verantwortung zu übernehmen. Mir ein stilles Örtchen zu suchen, wenn mal wieder nichts mehr geht und mein inneres Kind zu umarmen. Mich selbst zu umarmen. Mich mit ein paar Atemzügen ruhiger werden zu lassen. Dass können uns unsere Kinder nicht abnehmen. Das ist unser Job. Ich kann nur in dem Maße für mein Kind gut sorgen, in dem ich bereit bin, auch für mich zu sorgen. Ich weiß, dass ist ein Eiertanz ohne Ende, vor allem, wenn die Kinder gerade in eigenen emotional schwierigen Phasen auch noch an einem zerren und bedürftig sind, wo man es selbst gerade ist. Aber das genau ist unser Lernprozess. Für uns gut zu sorgen. Immer weniger im Aussen zu suchen. Weder bei dem Partner, noch beim Kind noch bei irgendwem. Und wir dürfen alle Fehler machen. Erlaube es dir!
Alles Liebe
Jasmin
Anonymous
kinder weinen und lassen so den Schmerz den sie spüren los
Auch ich finde es sehr mutig, dass ihr euch hier so öffnet und eure Erfahrungen teilt um zu lernen und zu lehren.
Wenn ich euch mal die Sicht des sensiblen Kindes ein wenig mehr öffnen darf, bin ich sehr froh, dass ihr dieses Dilemma der Mütter hier beschreibt.
Ich kenne eine andere Situation. Ich habe immer die Schmerzen und die Wut gespürt, die sie in sich getragen hat und nicht darüber gesprochen hat.
Wie ihr schon gemerkt habt, nehmen Kinder viel wahr, spüren es. Verstehen es allerdings noch nicht. Suchen nach der Ursache in sich, über nehmen deshalb beispielsweise Verantwortung für kleine Geschwister, tuen alles dass es ihrer Mama gut geht. Denn um ihre liebe spüren zu können, die sie brauchen, müssen sie sie mit allem was an emotionen in ihr ist wahrnehmen.
Euch trifft deshalb keine Schuld, denn ihr seid durch eure eigenen Erfahrungen als Kinder geprägt.
Die eigene Verantwortung zu über nehmen, die Themen zu klären und Stress abzubauen, um gar nicht mehr so viele ungelebte Emotionen in sich zu haben, ist wichtig. Und es ist richtig die Kinder dabei zu schützen. Vor allem vor den ganzen Gedanken, die auch oft mit Schuld, Scham und Versagen oder Gefühlen von nicht geliebt werden zu tun haben.
Was ich dennoch wichtig finde, leugne niemals dein Gefühl, dein Kind wird es merken und selbst wenn es äußerlich nicht reagiert, dann entsteht eine innerliche Spannung, die ihm das Herz zerreißen kann.
Um diese Spannung aufzulösen hilft weinen, bewegen, schreien, malen… Jede Form von Ausdruck.
Wenn sie weint, nimmt sie deinen Schmerz und das verdrängte Gefühl an und lässt es wieder los. Also lass sie weinen, das heilt ihre Trauer. Nimm sie in einer solchen Situation in den Arm, zeig ihr dass sie nicht alleine ist, du sie auch liebst. Und wenn du kannst weine mit ihr (oder hinterher alleine) und lass auch deine Trauer los. Denn damit kannst du mehr erreichen als mit Worten.
Wenn du oder sie sprechen will, was auch wichtig sein kann, sprecht über das Gefühl und wenn du in dich hineinspürst, dein Herz sprechen lässt und von seinen Schmerzen erzählen lässt, kannst du sie nicht belasten oder verletzen sondern hilfst ihr zu verstehen was sie eh spürt. Nur die Dinge die in deinem Kopf sind, behalte für dich. Und lass sie ihre eigenen Erfahrungen (er)leben.
So lernt sie mit ihren Gefühlen umzugehen und kann später ihren eigenen Schmerz spüren, begreifen, annehmen und sich so davon befreien. Denn du kannst sie nicht davor bewahren, nur ihr vorleben damit umzugehen.
Viel Kraft, Mut und Hoffnung für deinen Weg!
Mögest du in dir und in deiner Tochter die Liebe spüren, die uns durch alles trägt!
Demian
Zutreffend
Liebe Jasmin
besten Dank für deine Ausführungen, welche mich sehr mein Herz haben öffnen lassen, weil ich es soweit unterdessen auch kennen lernen durfte.
Auch ich wollte aus Gründen meiner Eltern nie Vater werden, hatte Angst davor, so zu werden, wie meine Eltern es gewesen sind zu mir.
Als meine Partnerin mir eröffnete, dass ich Vater werde, wusste ich nicht, ob ich gleich weinen sollte. Obwohl wir es auch immer wieder darüber gesprochen haben über Nachwuchs, und meine Partnerin von meiner Angst gewusst hat. Wir liessen es darauf ankommen und ich wollte mich auch nicht immer vor meiner Angst verstecken. Wenn es sein sollte, so sollte es sein.
Jetzt ist unser Sohnemann 14 Monate alt und in nichts auf dieser Welt möchte ich ihn mehr missen. Er ist eine Art Lehrmeister für mich, sowie tut er auch meinem inneren Kind sehr gut (bin ja an der Inneren Kind-Arbeit soweit dran). Ohne meinen Sohn, wäre ich überhaupt noch nicht soweit, wie ich es wohl heute bin. Für mich soweit auch ein Herzenslehrer, wo ich nie mehr missen möchte.
Wie du für mich richtig schreibst, es macht einem total glücklich, wenn man herumtollen kann mit dem eigenen Kind. Man wird dann selber zum Kind und es tut sooo gut dann auch.
Natürlich gibt es Phasen, und die kennst du soweit auch, wo es einem an den Kräften zerrt, aber wenn dann der Nachwuchs im Bettchen liegt und schläft, so sind diese Phasen wieder vergessen, wo man angespannt gewesen ist. Wobei dies auch zu hart geschrieben ist, die Liebe ist dennoch da, aber jeder wo eigene Kinder hat, weiss ungefähr wie ich es meine.
Für mich persönlich ist es eigentlich soweit das Schönste mit meinem Sohnemann einfach im Jetzt zu sein, wenn ich mit ihm spiele, oder auch soweit spazieren gehe zu seinem Kraftbaum nebenan meinem Kraftbaum.
Wenn wir uns in die Augen sehen, so gibt es kein Ich und Du mehr, sondern alles ist miteinander verbunden, so fühl ich mich dann auch soweit. Ich fühle mich dann mit allem verbunden.
Wenn ich jetzt zurück denke, wie ich früher mich mit Händen und Füssen gewehrt habe, gegenüber einem Kind, so muss ich jetzt sagen, ich bin froh, dass ich ein Kind habe. Ich möchte mich soweit auch bei meinem Sohn für seine Liebe, seine Zuneigung, seine Wärme und seine Hilfe einfach auch bedanken. Er ist mein Spiegel. Bei ihm merke ich auch genau an seinem Verhalten, wenn ich nicht bei mir bin, wenn ich abschweife in Gedanken und frustriert bin zum Beispiel. Dann weckt er mich wieder daraus um ins Jetzt zu kommen. Dann fordert er meine Aufmerksamkeit und schwupp, bin ich mit ihm wieder im Jetzt und es gibt keine Gedanken mehr, welche ich da nachhängen kann.
Jeder Tag mit ihm ist ein Geschenk Gottes. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Ja, ich liebe meinen Sohn und ich freue mich auf jeden Tag wo noch kommen wird und auf seine Fortschritte, wie auch meine Fortschritte.
Danke Jasmin für dein Thema, welches mich ermutigt hat diese Zeilen zu schreiben.